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Tumor Lilly, Murot und das Dorf - HR dreht in Kransberg, März 2011

Wenn man es genau nimmt, wird der Zuschauer im Tatort ganz schön an der Nase herumgeführt. Beispiel gefällig? Kommissar Felix Murot geht in Kransberg in die Gaststätte "Zum Krug", Schnitt, er kommt in der Apfelweinkneipe "Zum lahmen Esel" in Frankfurt raus, Schnitt, und er isst zu Abend mit seinem Gegenpart Bemering in einem Raum, der sich in Wirklichkeit im Studio des Hessischen Rundfunks befindet, Schnitt. Kein Wunder, dass Filmarchitekt Börries Hahn-Hoffmann meint: "Über Schnitt kann man viel behaupten.
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Mit anderen Worten: Nicht immer ist, wenn man es sich einbildet, im Tatort "Das Dorf" wirklich Kransberg zu sehen. Aber doch ziemlich oft, denn der Usinger Stadtteil war ein "perfekter Drehort" für die Leute vom HR-Fernsehen. Es wurde seinerzeit ein Dorf gesucht, das von dichtem Wald umgeben ist, ein in sich geschlossenes Gefüge. Der Motivscout mit Vorliebe für Skurriles, recherchierte, wurde in Kransberg fündig, schickte Bilder und der Regisseur  der schon in halb Hessen unterwegs gewesen war, aber nirgends das Passende gefunden hatte, war begeistert. "Kransberg ist einfach großartig." Die Atmosphäre und die Dorfgemeinschaft hätten viel mit dem geplanten Tatort zu tun. "Es ist genau so ein geschlossener Ort, wie wir ihn uns vorgestellt hatten." Außerdem sei nahezu von jeder Stelle das Schloss zu sehen.
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Der Szenenbildner bezeichnet seine Arbeit als Möglichkeit, "Phantasie in Räume zu bauen". Und der Aufwand, den er betreibt, ist mitunter gigantisch. "Es muss immer perfekt sein, selbst für wenige Sekunden Film." Als Beispiel für "Das Dorf" nennt er das so genannte Erbhaus gegenüber dem ehemaligen Pfarrheim in Kransberg. Der Wohnraum dort wurde für einen 20-Sekunden-Auftritt von Ulrich Tukur komplett umgestaltet: Kommissar Murot kommt dort durch die Tür, telefoniert und geht gleich in den Keller. Auch das Äußere des Anwesens wurde verändert. Es war zu weiß, was "kameratechnisch ungünstig" ist, und so wurde die Fassade mit Efeu begrünt.
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Was die Gaststätte angeht, so handelt es sich hierbei, wie eingangs bereits erwähnt, nicht um den "Felsenkeller", da dieser filmisch betrachtet nicht interessant genug für den HR war, sondern um das Frankfurter Apfelweinlokal "Zum lahmen Esel". Lediglich die Fassade eines Hauses an der Hauptstraße in Kransberg, das die Ausstatter mit zwei Säulen, Kneipenlampen und einem Ausleger mit dem Schild "Zum Krug" versahen, wurde genutzt. An die Fenster klebten sie Folie, damit diese wie Butzenscheiben aussahen. Auch die Innenräume des Schlosses, in dem Bemering residiert, waren nicht geeignet, weshalb das Schlosshotel Kronberg angemietet wurde. Der HR drehte zudem in der Bunkeranlage unter dem Schloss. Hier steht Murot in einer Szene des Films verschiedenen Facetten seiner Persönlichkeit gegenüber.
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Viele Bürger trafen sich und schauten gemeinsam den Tatort der dann am 04.12.11 um 20.00Uhr ausgestrahlt wurde. "Dornstein im Hintertaunus ist eines dieser Käffer, die selbst ein GPS kaum findet." So hieß es gleich zu Anfang des Films, als sich Tatort-Ermittler Felix Murot in Richtung Kransberg – pardon, Dornstein – aufmachte. "Das ist ja eine Beleidigung", rief eine Stimme aus dem Publikum, und alle lachten.

Aber den Zuschauern ist ja auch das übrige Usinger Land nicht fremd, und so gab es gehörig Lacher, als Felix Murot nach einem nächtlichen Ausweichmanöver von der Straße abkam und im Graben landete. Denn – das erkannten Leute natürlich sofort – da hatten die Filmemacher gleich zwei verschiedene Drehorte verwendet. "Der ist ganz schön weit abgekommen vom Weg – von Kransberg nach Eschbach", lästerte jemand, als nach dem Unfall plötzlich die Eschbacher Klippen auftauchten. Und während Ermittler Murot noch mit verwirrtem Blick die Gegend musterte, mutmaßte eine Stimme: "Und jetzt kommt der Förster Karl-Matthias Groß und scheißt ihn an." Wieder folgte Gelächter. Überhaupt wurde viel gewitzelt und gelacht am Sonntagabend vor der Leinwand. Auch über den Tatort an sich, der, wie jemand zusammenfasste, sich doch sehr an Edgar Wallace orientiert habe.

Irgendwie stolz ist man als Kransberger doch schon , das unser Dorf jetzt wieder 2011 im Fernsehen zu sehen war, wenn es auch nur als Kulisse diente und nicht wie 2006 im dollen Dorf die Hauptrolle spielte.  Über den Tatort "das Dorf" kann man geteilte Meinung sein, aber dennoch stand die Kulisse Kransberg passend zu dem Film im gutem Licht.

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Ebenfalls in Kransberg befinden sich das Haus, in dem die Leiche gefunden wird, das Blockhaus-Anwesen des bestechlichen Polizisten und die Arztpraxis, in der Murots Gehirntumor "behandelt" wird. Der HR war froh, das ehemalige Pfarrhaus nutzen zu können, weil dieses über große Räume verfügt. Allerdings: Ganz so groß wie im Tatort dann doch wieder nicht. Mit einer gefakten Lift-Anlage wurde Murot auf einen Klinikgang transportiert, der sich in einem leer stehenden Krankenhaus in Hofheim befindet.